Wörthersee in der Krise: Das GTI-Treffen-Aus und seine verheerenden Folgen für die Region

Mitte Februar des vergangenen Jahres fiel in der Gemeinde Maria Wörth eine Entscheidung, die wie ein Donnerschlag durch die Region Wörthersee hallte: Das legendäre GTI-Treffen, ein jährlicher Magnet für Autoenthusiasten und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, wird nicht mehr ausgetragen. In einem Zug, der die lokale Tourismuslandschaft grundlegend verändert, wird das Treffen nun offiziell im deutschen Wolfsburg stattfinden. Diese Entwicklung markiert nicht nur das Ende einer Ära, sondern stellt auch die gesamte Wörtherseeregion vor große Herausforderungen und wirft Fragen über die Zukunft des Tourismus und der lokalen Wirtschaft auf.

Als Zugezogener in Velden am Wörthersee habe ich die Auswirkungen des Endes des GTI-Treffens auf die gesamte Region miterlebt. Die Entscheidung, dieses Event nicht mehr auszutragen, hat weitreichende Folgen, die sich in harten Zahlen und Fakten widerspiegeln.

Wirtschaftliche Einbußen: Ein klarer Blick auf die Zahlen

Die Absage des GTI-Treffens und die Verlagerung nach Wolfsburg haben zu einem spürbaren Nächtigungsrückgang geführt. Die Region, die einst von einer Bruttowertschöpfung von 72 Millionen Euro profitierte, sieht sich nun mit einem signifikanten Rückgang konfrontiert. Die Beschäftigungseffekte, die mit etwa 1.365 Arbeitsplätzen verbunden waren, sind nun gefährdet.

Die Wirtschaftskammer Kärnten hat in ihrer Präsentation „Quo vadis Tourismus?“ eine umfassende Analyse der Vorsaison 2023 vorgenommen, die wichtige Einblicke in die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ausfalls des GTI-Treffens bietet.

Nächtigungsrückgänge in Schlüsselgemeinden

  • Signifikanter Einbruch: Die GTI-relevanten Gemeinden am Wörthersee verzeichneten einen signifikanten Einbruch in den Nächtigungszahlen. Beispielsweise erlebte Keutschach einen Rückgang von -29,9%, Krumpendorf -22,7%, Maria Wörth -23,2%, Pörtschach -10,5%, Schiefling -27,5% und Velden -18,7%.
  • Vergleich mit Mitbewerbern: Im Gegensatz dazu verzeichneten einige Mitbewerberregionen wie die Steiermark (+4,8%), Salzburg (+21%), Oberösterreich (+9,5%) oder Südtirol (+15,03%) teilweise starke Zuwächse.

Weitere Nächtigungsrückgänge

  • Juni 2023: Ein neuerliches Minus auf erhöhtem Niveau von -5,1% bei den Nächtigungen wurde festgestellt. Unter den Top-10 nächtigungsstärksten Gemeinden gab es teilweise sehr starke Rückgänge, wie in Finkenstein (-9,5%), Hermagor-Pressegger See (-18,9%), Villach (-7,1), Weißensee (-8,1%) und Keutschach am See (-22,1%).
  • Positive Entwicklungen: Klagenfurt verzeichnete ein positives Ergebnis mit +10,6%.

Historische Nächtigungszahlen

  • Langfristiger Trend: Ein Blick auf die historischen Nächtigungszahlen zeigt, dass Kärnten im Vergleich zu anderen Regionen wie Salzburg, Tirol, Steiermark und Südtirol im Laufe der Jahre an Boden verloren hat. Im Jahr 2022 lag Kärnten hinter diesen Regionen.

Diese Zahlen verdeutlichen die tiefgreifenden Auswirkungen, die das Aus des GTI-Treffens auf die Tourismusbranche in der Wörtherseeregion hatte. Der signifikante Rückgang der Nächtigungszahlen in den GTI-relevanten Gemeinden steht im starken Kontrast zu den Zuwächsen in anderen Regionen und unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung des Treffens für die Region.

Die Perspektive der lokalen Gastronomie

Christoph Schaschl, Gastronom vom Restaurant Karawankenblick, bringt die Stimmung auf den Punkt: „Wir haben so viele junge GTIler gehabt… Diese Zukunftsgäste werden wir verlieren.“ Seine Worte unterstreichen die Befürchtungen vieler: Die Absage des Treffens bedeutet den Verlust einer wichtigen Zielgruppe, die nicht nur einmalig, sondern regelmäßig die Region besuchte.

Die Rolle der Medien und Verantwortlichen: Ein teures „Missverständnis“ mit Langzeitfolgen

Die Entscheidung der Medien und Verantwortlichen am Wörthersee, das GTI-Treffen und insbesondere die wertvollen Vor- und Nachtreffen in der Nebensaison zu unterbinden, entpuppt sich zunehmend als wirtschaftliches Desaster. Diese Treffen waren ein unschätzbarer Vorteil für die Region – sie zogen GTI-Gäste in großer Zahl an, und das ganz ohne Werbeausgaben. Ein Paradebeispiel für effektive Mundpropaganda und eine natürliche Anziehungskraft, die nun achtlos verspielt wurde.

Die Ironie der Situation ist kaum zu überbieten. Jeder Versuch, neue Gäste anzulocken, erweist sich nun als kostspieliges Unterfangen. Die Werbebudgets, die zuvor kaum beansprucht wurden, müssen nun drastisch erhöht werden, um die durch die Absage des GTI-Treffens entstandene Lücke zu füllen. Die Verantwortlichen, die einst so schnell waren, das Treffen und seine Begleitveranstaltungen abzuschaffen, stehen nun vor der Herausforderung, diesen enormen Verlust an Besucherzahlen und Einnahmen zu kompensieren.

Die Entscheidung, mit einem Übermaß an Strafen und Polizeipräsenz zu reagieren, anstatt nach kreativen und integrativen Lösungen zu suchen, wirkt im Rückblick nicht nur überzogen, sondern auch wirtschaftlich kurzsichtig. Die GTI-Treffen, insbesondere die Vor- und Nachtreffen, waren eine natürliche, kosteneffiziente Möglichkeit, Gäste in die Region zu locken. Diese selbsttragende Werbemaschine wurde durch die Entscheidungen der Verantwortlichen abrupt gestoppt.

Nun steht die Region vor der schwierigen Aufgabe, diese verlorene Anziehungskraft zu ersetzen. Die Kosten für Marketing und Werbung, um ähnliche Besucherzahlen zu generieren, könnten die Budgets der lokalen Tourismusverbände und Unternehmen stark belasten. Es ist ein klassischer Fall von „falsch gespart“, der die Wörtherseeregion nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig teuer zu stehen kommen könnte.

Die Langzeitfolgen dieser Entscheidungen sind gravierend. Nicht nur, dass die unmittelbaren Einnahmen aus den GTI-Treffen wegfallen; die Region verliert auch an langfristiger Bindung und Loyalität der Besucher. Die GTI-Fans, die über Jahre hinweg kamen und ihre Begeisterung für die Region teilten, werden nun andere Destinationen suchen. Dieser Verlust an Stammgästen und die damit verbundene Mundpropaganda ist kaum zu quantifizieren, aber sicherlich enorm.

In der Rückschau erscheint die Reaktion der Verantwortlichen nicht nur als eine Überreaktion, sondern auch als eine verpasste Chance. Anstatt das GTI-Treffen als eine Gelegenheit zu sehen, die Region zu beleben und gleichzeitig nachhaltige Konzepte für das Event zu entwickeln, wählten sie den Weg des geringsten Widerstands – mit weitreichenden Konsequenzen für die gesamte Region. Es bleibt zu hoffen, dass diese Erfahrung als Lektion dient und zukünftige Entscheidungen im Tourismussektor der Wörtherseeregion mit mehr Weitsicht und unter Einbeziehung aller Stakeholder getroffen werden.

Neuausrichtung und Wiedergutmachung: Wie man die GTI- und Autofans wieder für den Wörthersee begeistern könnte

Um die Beziehung zu den GTI- und Autofans wiederherzustellen und sie erneut für den Wörthersee zu begeistern, bedarf es einer gezielten Neuausrichtung und einiger kreativer Lösungen. Zunächst könnte die Region eine offizielle Entschuldigung und Anerkennung für die Bedeutung der GTI-Community aussprechen. Dies würde zeigen, dass ihre Präsenz und ihr Beitrag zur lok

alen Wirtschaft geschätzt werden. Weiterhin wäre die Organisation eines neuen, verbesserten Events eine hervorragende Möglichkeit, um das Vertrauen zurückzugewinnen. Dieses Event könnte mit einem stärkeren Fokus auf Familienfreundlichkeit und Umweltbewusstsein gestaltet werden, um ein breiteres Publikum anzusprechen und gleichzeitig die Bedenken der Anwohner zu berücksichtigen.

Ein weiterer Schlüssel zur Wiederbelebung der Beziehung zu den Autofans könnte in der Einbindung der Community in die Planung und Organisation des Events liegen. Durch die Schaffung eines Beratungsgremiums, das aus Vertretern der GTI-Fangemeinde, lokalen Geschäftsleuten und Behörden besteht, könnten die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt und ein harmonischeres Event geschaffen werden.

Zudem könnte die Region spezielle Werbeaktionen und Paketangebote für Autofans entwickeln, die Unterkunft, Verpflegung und exklusive Veranstaltungen umfassen. Diese Pakete könnten in Zusammenarbeit mit lokalen Hotels, Restaurants und anderen Dienstleistern geschnürt werden, um die wirtschaftliche Belebung der Region zu fördern.

Schließlich wäre es wichtig, eine positive Medienkampagne zu starten, die die neuen Initiativen und das verbesserte Eventkonzept hervorhebt. Diese Kampagne sollte die Schönheit der Region, die Gastfreundschaft der Einheimischen und die spannenden Aktivitäten, die auf die Besucher warten, betonen. Dadurch könnte das Image des Wörthersees als attraktives und einladendes Ziel für Autofans und ihre Familien neu definiert werden.

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